Frankreich-Austausch

Ploufragan mal anders - 2

Bibliothek!

Stattdessen durfte ich in der riesigen Bibliothek der Schule in Büchern stöbern. Hier wurde mir erst richtig bewusst, wie toll in Frankreich die Schulen organisiert sind: Fest angestellte Bibliothekare sorgen in der Schülerbücherei für Ordnung, ein Raum für Berufsberatungen steht zur Verfügung, die Fachräume sind bestens ausgestattet. Sogar die Schultoiletten sind sauber, was wohl auf die festangestellten Reinigungsfrauen zurückzuführen ist. Die französische Schule ist wesentlich strenger und disziplinierter organisiert als unsere: Junge Lehrer unterrichten dort so gut wie gar nicht, sondern übernehmen hausmeisterliche Tätigkeiten, Schreibarbeit, Schulhofaufsichten etc., sie kontrollieren jeden Morgen mit einem Rundgang durch alle Klassen, ob jemand fehlt, sie sorgen für einen reibungslosen Ablauf bei der Essensausgabe, kurz: Sie sind Mädchen für alles. Disziplin

Wie die französischen Lehrer sich Respekt verschaffen, konnte ich mehrmals miterleben. Erstens werden ständig unangekündigte Tests und Klassenarbeiten geschrieben, so dass die Schüler dort, im Vergleich zu den deutschen Schülern, wesentlich mehr lernen müssen. Zweitens: die Vertretungsstunde! Wir mussten (und das ist kein dummer Scherz) eine Stunde lang absolut ruhig auf unserem Stuhl sitzen und warten, dass die Stunde vorbeigeht. Wurde auch nur geflüstert, gab es sofort einen Eintrag ins "Elternheftchen", der unterschrieben werden musste. Solche Eintragungen konnte man auch für "Zuspätkommen", "Nichtgemachte Hausaufgaben" , "Undiszipliniertes Verhalten" usw. bekommen. Bei vier Eintragungen innerhalb eines Halbjahres droht "zeitweiliger Schulverweis". Auch wenn die Zeit in der französischen Schule mir bessere Sprachkenntnisse und jede Menge Kontakte zu netten Leuten gebracht hat, TAUSCHEN möchte ich nicht. Für Lehrer mag die Arbeit dort wohl wesentlich angenehmer sein, doch Schüler haben es in Deutschland tausendmal besser.

Tanja Krahforst  

PS.: An dieser Stelle sei noch mal denjenigen gedankt, die es möglich gemacht haben, dass ich nach Ploufragan fahren konnte.